Klimaschutz ist mir sehr wichtig. Doch im Alltag ist es nicht immer einfach, klimafreundliche Entscheidungen zu fällen.
An dieser Stelle möchte ich Denkanstöße geben, wenn mir etwas auffällt.
Und ja es kann sein, dass es sich auch mal widerspricht, das dokumentiert die Lernprozesse, durch die das Thema Klimaschutz auch bei mir geht.
Wahrnehmungslenkung – hin zu intelligenten Weihnachtsgeschenken – auch Last Minute hilfreich
Ich mache die Erfahrung, dass sich andere Menschen vermehrt für die Lenkung ihrer Wahrnehmung interessieren. Unser Problem bei der Wahrnehmung liegt darin, wir Menschen können grundsätzlich nur eine begrenzte Menge an Informationen verarbeiten. Viel weniger, als regelmäßig auf uns einwirkt. Deshalb findet naturgemäß viel Realität, die uns vermeintlich nicht betrifft, außerhalb unserer bewussten Wahrnehmung statt. Meist bemerken wir gar nicht, dass wir Dinge, Signale nicht wahrnehmen, weil unser Gehirn uns nicht sagt, da hast Du was übersehen. Es ist froh, wenn wir es nicht überfordern, also bei uns bekannten, erwartbaren, unsere Ansichten stützende Reizen bleiben.
Doch was heißt das konkret? Unverhofft ist mir kürzlich eine Wahrnehmungslenkung begegnet, die es mir erlaubt, deutlich zu machen, was das mit mir macht. Ich schreibe dann gerne einen Nutztext, um die Lernkurve, die ich gemacht habe festzuhalten. Ich finde, diese passt auf diesen Blog.
Nach einem langen Tag mache ich gerne mal den Fernseher an und bin froh, wenn die Sendung mein Hirn nicht zu sehr beschäftigt, mich nicht aufrüttelt. Ich erwische mich auch dabei, dass ich mir Sendungen über Kreuzfahrtschiffe ansehe. Weil ich diese Welt nicht kenne und mich immer freue, wenn ich Menschen besser verstehe. Und es sind wirklich teilweise sehr schöne Bilder, die ich da zu sehen bekomme.
Die Dokumentation „Ich fliege mit nur einem Bein“ vom Hessischen Rundfunk, um den es mir geht, ist in ähnlicher Weise gestrickt und für mich so ein Beispiel, wie Wahrnehmungslenkung funktioniert. Die Dokumentation lenkt mit schönen Bildern, angenehmen, beiläufigen Botschaften, die Aufmerksamkeit auf fraglos interessante Fakten. Erst beim kritischen zweiten Blick, wird mir deutlich, dass sie mit diesem „Plauderton“, meine Aufmerksamkeit vom riesigen CO2 Fußabdruck des dokumentierten Verhaltens ablenkt.
Beim Einschalten hatte ich den Anfang des Films verpasst, doch ich lernte schnell, dass ich einen Flug von Frankfurt nach San Francisco in der Businessklasse begleitete. Im Bild war meist ein junger, attraktiver Flugbegleiter, der wiederholt berichtete, dass er diesen Job, trotz seiner Behinderung machen können. Sein Arbeitgeber sei sogar weltweit das einzige Unternehmen, das Menschen wie ihn in der Kabine beschäftige. Ich überlegte anfangs krampfhaft, was diesem Menschen wohl fehlt, bis sich herausstellte, der Mann hatte nur ein Bein. Er arbeitete mit Prothese, die er „natürlich“ bei der Arbeit bedecken muss. Mehrfach im Bericht wird deutlich, dass es dieser Mensch mit viel Training, Willenskraft und Physiotherapie, so weit gebracht hat, dass er diese Tätigkeit ausüben kann, ohne auszufallen.
Das machte mich hellhöriger, auch weil da für mich noch eine weitere Frage im Raum stand. Warum, anders als bei der, zugegen auch älteren Kreuzfahrtschiffsreportagen, taucht kein Fluggast in dem Beitrag auf. Die Sitze wurden immer nur von hinten gezeigt. Weder in der Businessklasse, mit viel Beinfreiheit und drei Gänge Menüs u.a. mit Garnelen, noch in der, wo die Menschen deutlich enger ihre Flugstunden mit Pasta Gerichten verbrachten. Nicht zu vergessen, der Flug wurde „natürlich“ von einer Kapitänin, verantwortet, auf die auch immer wieder Bezug genommen wurde. Den letzten Hinweis, um was es wirklich geht, gaben mir die Einspieler vom Flughafen Frankfurt. Diese zeigen, wie eine Turbine mit großem Aufwand gereinigt wird, damit sie weniger CO2 ausstößt. Ich wundere mich, warum diese Inhalt nicht mit „Dauerwerbesendung“ gekennzeichnet werden. Hat die Marketingabteilung des Luftfahrtunternehmens für diese Berichterstattung bezahlt?
Im Film wird „natürlich“ nicht erwähnt, dass dieser einfache Flug in der Businessklasse rund 3 Tonnen CO2 pro Fluggast verursacht, in der Economyklasse immerhin noch die Hälfte, und damit mein bzw. das gesamtes CO2-Jahresbudget unseres Haushalt fürs Heizen. Ich komme nicht umhin zu vermuten, darin den Grund zu sehen, dass niemand mehr sein Gesicht in die Kamera halten möchte.
Den „natürlich“ ist allen Akteuren klar, was wir tun sollten, wollen wir den Klimawandel aufhalten. Dazu gehört auch, die persönlichen Emissionen auf jährlich 2 Tonnen CO2 zur reduzieren. Das ist in Deutschland unmöglich, selbst wenn wir uns solche Reisen verkneifen. (Für mich persönlich kein Grund, es trotzdem sein zu lassen.)
Doch von solchen Gedankenspielen ist im Bericht leider nichts zu hören. Ich kann verstehen, warum Hessen Werbung für seinen Flughafen macht. Zukunftsfähig, verantwortlich finde ich es nicht. Er verzerrt die Wirklichkeit, lenkt ab von den Folgen dieses Tuns. Denn schon heute bezahlen viele Menschen mit ihren Existenzen, mit ihrem Leben für diesen Lebensstil – weltweit, aber auch bei uns. Allein im Ahrtal 2021 sind 136 Menschen gestorben, die Aufbauarbeiten verlaufen mehr als schleppend. Ich halte es für nicht mehr zeitgemäß, diesen Lebensstil heute noch so unkritisch darzustellen. Es braucht viel, zu viel Hirnschmalz, kognitive Energie diese Art der Berichterstattung einzuordnen.
Wer sich weiter schlau machen möchte, was das Hirn so mit uns macht, dem sei die Sendung „Optimismus – Eine Anleitung zum Glücklichsein“ auf Planet Wissen bei ARD alpha ans Herz gelegt.
Und wer weiter daran arbeiten möchte, seine Konsumentscheidungen qualitativ zu verbessern, indem er seine Wahrnehmung bewusst auf gute Produkte lenkt, dem sei der aktuelle „Intelligente Einkaufzettel“ empfohlen. Mit ihm ist es auch möglich sehr kurzfristig schöne Weihnachtsgeschenke zu machen – Lebens- oder Putzmittel oder Kosmetik – ist doch einfach schön, wenn die Produkte, dass tun, was sie sollen und nicht mehr.
Genießen Sie den Advent.
1. Advent 2023
Brief an Papst Franziskus
Synodaler Weg, das Klimasofa und #GST23
Diese Seite wird von mir als katholischer Frau, Bankkauffrau, Ökonomin, Mutter und schwäbischer Hausfrau … gemacht. Mit dieser Seite verdiene ich kein Geld und das Verständnis für den Sinn, für die Art und Weise, wie sie gemacht wird, nimmt erst langsam zu. Sehr lange haben viele die Lösung für die Klimakrise bei den anderen gesucht, nicht bei den eignen Entscheidungen. Doch ich bin der tiefen Überzeugung, auch die Lösungen für große Herausforderungen werden im Kleinen gefunden. Ziel sollte es sein, all unser Wissen, Können und Wollen zusammen zu bringen.
Deshalb mache ich immer weiter, weil ich es kann und weil das Thema in den über 13 Jahren, in denen es diese Seite gibt, an Brisanz gewonnen hat.
Neben dieser Seite schreibe ich auch noch Nutztexte, in denen ich mir selbst und auch anderen Situationen, mein Sichtweise, meine Welt erkläre, meine Lernkurven festhalte und die Fragen, die ich mir stelle.
Einer dieser Texte ist im Buch „Weil Gott es so will“ von Philippa Rath enthalten, das im Rahmen des Synodalen Weges in der deutschen Katholischen Kirche entstanden ist. Und so bin ich Teil der Frauen geworden, die deutlich machen, dass auch sie Gott dienen. Gott, viele von uns auch der Kirche, da wo es ihnen möglich ist. Der Synodale Weg hat viele wichtige Impulse für Veränderungen hervorgebracht, auch schriftlich festgehalten. Nun gilt es dieses nach meiner Einschätzung „bio-deutsche“ Ergebnis in einer Weltkirche zu diskutieren und umzusetzen. Damit das passieren kann kam die Idee auf, unsere Sichtweise auch an den Papst zu schreiben. Wer das machen möchte findet hier alle Adressen:
Briefe_nach_Rom_mit_Adressen
Auch ich habe Papst Franziskus einen Brief geschrieben. Die Mail ging bei mir leider nicht durch – vielleicht wegen der Links und Anhänge oder wegen der Mailadresse. Deshalb habe ich mich für einen Brief mit Einschreiben entschieden. Und ich habe meinen Bischof und die Gemeinden angeschrieben, in denen ich aktiv bin. Als Anlage habe ich zwei Nutztexte dazu gelegt, die ich für zwei Gemeindeblätter geschrieben habe. Hier sind meine Texte:
Anschreiben an Papst Franziskus
Weltkirche, Beobachtungen eines Gemeindemitglieds über St. Martin und die Rolle zwischen Haupt- und Ehrenamt. (Pfarrnachrichten St. Franziskus „Glaube trifft Wissenschaft“ Ausgabe 1 2023, Seite 10-11.)
Ökumenisches Pfingsten auf dem Anger in Pankow („Zusammenarbeit – Partnerschaft – Gemeinsamkeit“ Gemeindeblatt der Evangelischen Kirchengemeinde Rosenthal-Wilhelmsruh, August/September, Nr. 5/2023, Seite 14-15.
Auch die Aufgabe, Kirche zu verändern, ist nicht einfach. Da ist es schön zu sehen, wie unterschiedlich die Wege sind, auf denen das passiert. Mit viel Interesse verfolge ich gerade die Veranstaltung "Gottes starke Töchter" (#GST23) in Leipzig. Viel Freude macht mir auch das Lied „Nicht in meinem Namen“, das meine Lieblingsband die „Alten Bekannten“ auf ihrem aktuellen Album „STABIL“ mit Bodo Wartke singt. Mehr ist fast nicht zu sagen, es wird Zeit zu handeln. Kraft, Impulse kommen von allen Seiten. Habt Mut sie wahr- und ernstzunehmen - jeden Tag.
18. September 2023
Das Beste oder NIX
Lieber Tom,
mit diesem Geschenkkorb gratulieren wir Dir von Herzen zum 40. Geburtstag.
Wir schenken Dir heute „Das Beste“. Und das sieht überraschender Weise auch mal so aus, wie der Inhalt Deines liebevoll und aufwändig zusammengestellten Geschenkkorbs – über 3 Jahre monatliche Recherche, aktuelles Fachwissen und zuverlässige Untersuchungen liegen ihm zu Grunde. „Der Frosch“ ist, wie „Helge“, lustiger Weise eine Konstante in unserer Beziehung. Ich freue mich sehr, dass beide die Zeit überdauert – sich immer wieder neu erfunden haben.
Bei der Auswahl der Produkte hat der Preis keine Rolle gespielt, allein die objektive Qualität hat gezählt. Meist spielen auch Marken keine bzw. keine gute Rolle – Ausnahme ist beispielsweise das Buntwaschmittel im aktuellen Ökotestheft – die Waschpulver gibt’ s wirklich nur mit Marke oder im Bioladen. Und so ist diese Regel auch schon erklärt. Ein vergleichbares flüssiges Colorwaschmittel, ist in der konventionellen Eigenmarke von Penny zu finden. Und dieser Umstand zeigt weiter, es gibt nur eine Regel, um wirklich zu den Besten zu zählen. Grundlage unserer Geschenkauswahl ist der „Intelligente Einkaufzettel“ . Hier sammle ich die Produkte, die Stiftung Warentest und/oder Ökotest als „gut“ bzw. „sehr gut“eingestuft haben. In Deinem Intelligenten Geschenkkorb machen alle Produkte das, was sie sollen bzw. versprechen: sie putzen, schmecken, dekorieren.
Alle diese Produkte machen nichts, was sie nicht sollen – Krebs auslösen, sich im Körper oder der Umwelt anreichern, hormonell oder toxisch wirken … , zumindest nach dem heutigen Wissensstand.
Der Korb ist die Erinnerung daran, dass wir im Leben oft mehr bekommen als wir wirklich brauchen. Dinge geben uns das Gefühl, sie könnten Zeit ersetzten. Wenn wir zusammen einkaufen gegangen wären, dann wäre das unüblich gewesen, aber wir hätten uns austauschen können. Das hätte ich interessant gefunden. Und so komme ich jetzt zu diesem Post und alle haben mehr von Deinem Korb. Und Du diesen praktischen Geschenkkorb, der vom Nachbarschaftsregal in unserem Haus stammt, zum Weiterverschenken. Viel Freude beim Ausprobieren
Anke mit Anhang
1. September 2023
All in (oder was ich mit Dumbledores Armee gemein habe)
Seit 13 Jahren habe ich jetzt mein Klimasofa und die Internetseiten climate-couching.com bzw. klimasofa.de. Und was habe ich vollbracht? Was hat es objektiv gebracht? Die Welt habe ich ja offenbar bis jetzt nicht damit gerettet. Ich habe nicht mal viele Menschen erreicht. Dazu ist die Seite offenbar zu überraschend einfach, vielleicht auch zu textlastig. Dazu kommt, dass ich nicht bereit bin, mich in Social Media zu äußern. Warum mache ich trotzdem weiter, auf meine offenbar aus der Zeit gefallene Art und Weise?
Für mich persönlich war die Zeit erfolgreich, ich bin froh, über alles was ich gemacht, gelernt habe. Ich führe heute ein friedliches, schönes, klimafreundlicheres Leben, erstaunlich anders, als ich es ohne das Sofa führen würde. Ich mache mir kein schlechtes Gewissen mehr zwecks meines Lebensstils. Ich bin mir bewusst, dass nicht alles toll und, vor allem im internationalen Vergleich, noch viel Luft nach oben, ist. Ich habe gelernt, ich bin nicht „Superwomen“. Doch Klimaschutz und Lebensqualität passen für mich, nun schon ziemlich lange, recht gut zusammen. Diskussionen, ob es den Klimawandel gibt, führe ich heute zumindest nicht mehr.
Ich habe gelernt, dass wir als Menschen in bestimmten Bereichen wahnsinnig langsam lernen, dass unsere Wahrnehmung sehr eingeschränkt und die Welt viel komplexer ist, als ich mir das je hätte vorstellen können. Deshalb kann ich heute leichter ertragen, dass, obwohl Gas und Strom schon heute knapp sind, viel früher als erwartet, immer noch einige nach Lösungen suchen, die uns suggerieren, dass es weiter gehen kann wie gewohnt.
Doch auch die Gegenbewegung wird stärker. Und ich verstehe mich als Teil dieser weltweiten „All in“ Bewegung für den Klimaschutz. „All in“ verstehen ich als Ansatz für Teams in Krisenzeiten, wie wir sie heute erleben. Wichtig ist, dass sich die Menschen im Team über ihre Ziele einig sind, verschiedene Lösungsansätze tolerieren und das Gemeinschaftsziel nicht dazu missbrauchen, individuelle Ziele zu erreichen, wenn sie dem Gemeinschaftsziel widersprechen. Beim Klimaschutz geht es um das pure Überleben und darum, die Lebensqualität – Ernten, Wohnungen, Bildung, unsere Freiheitsrechte, ... - zu retten.
Beim „All in“ sind Fehler und eine hohe Fehlertoleranz sehr wichtig. Ich habe mir angewöhnt, bei Fehlern zu fragen, wozu sind sie gut. Sind sie dazu da, dass ich lerne und wie stelle ich sicher, dass ich das auch tue? Und es gilt klar zu erkennen und zu benennen, wenn Fehlern dazu dienen, die Motivation in der Gruppe kaputt und/oder das Erreichen des Ziels unmöglich erscheinen zu lassen oder zu machen. Versuchst Du gerade Deine individuelle Situation auf Kosten der Gruppe zu verbessern? Oder bist Du nur ungeübt oder überfordert mit Deiner Aufgaben? Oder einfach momentan nur müde oder krank? Und ja, es gibt auch Situationen, da steigt die Wahrscheinlichkeit Fehler zu machen drastisch an und trotzdem sollten wir handeln, denn oft wäre die Alternative, nichts zu tun, noch schlechter.
Alle, die bei „All in“ mitmachen, geben, was sie verantwortungsvoll geben können. Und ich freue mich sehr, wenn ich auch andere sehe, die wie ich kämpfen. Mit ihren Mitteln, oft viel öffentlichkeitswirksamer und viel erfolgreicher. Als ich Greta Thunberg das erste mal demonstrieren gesehen habe, konnte ich nur weinen. Weil dieses Kind so recht hatte und ich gesehen hatte, wie machtlos es ist. Dass es das nicht ist, weiß ich heute. Auch der „Letzten Generation“ zolle ich großen Respekt. Ich verstehe sie als Dumbledores Armee, die friedlich, sehr geschickt und mutig, nichts weniger als eine Varusschlacht für den Klimaschutz kämpft. Diese Generation, die mit Harry Potter groß geworden ist, hat vermutlich auch das Ende des Vierten Teils der Geschichte gelesen (im Film ist sie recht kurz und wenig differenziert) und damit früh gelernt, dass Politiker große Fehler machen, falsche Entscheidungen treffen und daran, mit aller Macht, festhalten können. Auch weil sie von außen darin bestärkt werden. Sie haben gelernt, dass es einen Preis hat, anders zu sein als die Masse. Und dass sie damit vielleicht zunächst in der Minderheit, aber alles andere als allein sind.
Ich kann mich auch an Susanne Abel, Marc-Uwe Kling, Andreas Eschbach, Wolfram Fleischhauer erfreuen und an Horst Evers. Auch Martina Schwarzmann und die Alten Bekannten geben mir Kraft. Sie alle zeigen mir, mit ihren Texten und Liedern, auch sie bemühen sich, diese Welt klarer zu sehen. Sie halten sie aus, schaffen es sogar, sie in solche Worte zu fassen, dass auch ich immer mehr Feinheiten, Perspektiven erkenne und verstehe.
Auch ein Mensch von changing cities mit dem ich seit Jahren an einem Projekt arbeite – lose, aber doch so, dass wir gegenseitig unsere Bälle fangen, hält mich senkrecht. Ist es doch leichter, gemeinsam als einsam zu ertragen, wie manches wirklich unglücklich, nachlässig und lieblos von Verantwortlichen gehandhabt wird. Uns fällt es nicht schwer, auch selbst Fehler einzugestehen, weil wir wissen, wir haben unser Bestes gegeben. Wir haben gelernt, uns zu sehen. Momentan warten wir ein Jahr ab, um zu erleben, wie es bei unserem Projekt „Wege über den ehemaligen Mauerstreifen“ weiter geht. Wenn die Verantwortlichen wollen, dann können sie gute Lösungen finden oder uns eben weiter ignorieren. Und sie werden die Verantwortung dafür tragen.
Alle diese Menschen sehe ich als mein „All in“ Team an. Die Leute sind laut oder leise oder irgendwas dazwischen – sie motivieren mich, friedlich und beständig weiter zu machen. Wichtig beim „All in“ ist, dass sich jede*r sich immer wieder fragt, wie groß ist mein Beitrag zur Zielerfüllung? Schütze ich das Klima, sorge ich für Frieden – in dem Feld in dem ich tätig bin, wo ich Verantwortung trage? Oder passiert dort, wo ich Einfluss habe, das Gegenteil? Tausche ich mich oft genug aus, mit Menschen, die nicht in meiner Blase sind, mir also nicht automatisch nach dem Mund quatschen, sondern auch den Mut und das Wissen haben, um kritisieren zu können und es auch tun, obwohl es unbequem ist. Weil sie und ich auch Disharmonie aushalten können. Auch das gehört zu „All in“. Ich ziehen den Hut vor jeder zielführenden Entscheidung, die unbequem ist, weil sie die Entscheidenden und andere aus der Komfortzone holen.
Denn nein, ich halte nichts davon, wenn andere als Schüler*innen auf die Straße gehen. Wir Erwachsenen haben es in der Hand, konkret tätig zu werden. Und wer nicht weiß wie, wird im Netz oder schon auf dieser Seite fündig, um sofort wirkungs- und lustvoll anzufangen. Jede*r ist bei „All in“ herzlich willkommen.
Und deshalb sind sie so gefragt in unsere Newskultur.
Was war bis jetzt meine größter Lernkurve? Ein wichtiger Punkt war sicherlich, zu erkennen, wie groß mein Fußabdruck ist und war. Ich persönlich habe mir Zeit verschafft, indem ich auf klimaintensive Tätigkeiten verzichtet habe. Die Glücksforscher würden sagen, ich habe erfolgreich Geld/Einkommen gegen Zeit getauscht. Es hätte auch anders laufen können. Heute kann ich mir ruhig Filme wie „Arbeit ohne Sinn“ (noch bis 12. Januar 2023 abrufbar). ansehen. Heute ist mir klar, beruflich, karrieretechnisch etwas nicht zu tun, ist unspektakulär, kann aber ungemein zielführend sein. Es tut gut zu erkennen, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Und doch bin ich froh, das „mein“ Klimaschutz Geld spart. Ich fahren selbst kein Auto mehr und vereise mit der Bahn. Am meisten Aufwand macht selbst mir als Bankkauffrau die klimafreundliche Geldanlage. Dafür bin ich recht glücklich über den „Intelligenten Einkaufszettel“ und die „Zu Fuß“ Umfrage.
Viel Spaß beim Leben umkrempeln, ich kann nur sagen, es lohnt sich.
11. Dezember 2022
Zeitlose Sommerlektüre 2022
Alle, die sich überlegen, was sie demnächst mal lesen wollen, möchte ich ein paar Tipps geben. Klimarelevant und unterhaltsam natürlich, ab und an wirklich gruselig, ohne Zeigefinger, aber trotzdem voller Einsichten und in guten Bibliotheken erhältlich.
Einer meiner Glücksgriffe der letzten Zeit war „DIE KUNST DES DIGITALEN LEBENS" von Rolf Dobelli. Das ist sein letztes Buch und er gibt hier, wie auch in seinen anderen Büchern, klare Handlungsweisen, wie wir mit der Flut an Informationen, die uns umgeben, intelligent umgehen können. Er macht Kahneman verständlicher, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Auch seine Idee, Kartenspiel aus den Büchern zu machen, gefällt mir gut.
Einer seiner Ratschläge ist, lange, gut recherchierte Artikel oder Bücher, und die gerne gleich zweimal, zu lesen, anstatt ständig „aufsehenerregenden“ Fakten hinterher zu jagen. Deshalb nun die Buchempfehlungen.
Sehr gut gefallen hat mir von Andreas Eschbach „HERR ALLER DINGE“. Wer sich immer schon gefragt hat, was Nanotechnik kann, der ist hier richtig. Es ist eine wunderschöne Liebesgeschichte mit beeindruckender Rahmenhandlung. Mich hat die schichtweise Programmierung fasziniert.
Wer noch mehr über das Programmieren und Daten sammeln lesen möchte, der ist mit NSA, ebenfalls von Andreas Eschbach, sehr gut beraten. Diese Buch erklärt anschaulich, warum wir uns sehr viel Mühe geben sollten, unsere KI zu programmieren und das anders zu tun, als totalitäre Staaten, sondern eher wie Estland.
Auf diesen Aspekt weist auch Marc-Uwe Kling mit seinem QualityLand QualityLand und QualityLand 2.0 hin. Ich bin dankbar, wenn ich so wichtige Zusammenhänge so gut und unterhaltsam erklärt bekomme – dann höre ich sie mir gerne öfters an, um eine Chance zu haben, sie auch zu verstehen.
Wer "DER CIRCEL" von Dave Eggers noch nicht gelesen hat könnte auch das noch nachholen.
Alle, die sich mit dem Thema Kriegsenkel auseinanderreiße setzten, sind bei Wolfram Fleischhauer überraschend richtig. Ich habe von ihm „SCHWEIGEND STEHT DER WALD“ gehört und war von der Dichte der Erzählung beeindruckt. Ich kenne Menschen, die den Wald so lesen können, wie diese Romanheldin, und war deshalb fasziniert, diese Weltsicht im Buch wieder zu finden. Sehr überrascht hat mich seiner Erzählung von „Hänsel und Gretel“. Dieses Buch hat meinen Blick auf deutsche gravierend Geschichten/serzählung verändert. Der Film zum Buch lief dieses Jahr auf der Berlinale, der Trailer spoilert für meinen Geschmack jedoch zu viel, was mich für das Buch pledieren läßt.
Wer mehr möchte, bekommt "Das Meer" von Wolfram Fleischhauer. Für mich schließt es an das Thema Kriegsenkel an und es macht deutlich, in welchen Prozessen das Meer und damit alle Bewohner auf diesem Planeten stecken und auch wo wir mit dem Thema Aufarbeitung sehen – einerseits am Abgrund, andererseits noch ganz am Anfang.
Und wer dann noch einen richtig schönen bayrischen Alpenkrimi mit neuster Technik lesen möchte, dem sei Jörg Mauers "Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel" empfohlen.
Wer hingegen mehr Lust auf die ein oder andere Bombe und eine ungläubige Pastorin hat, dem sei „MÖRDER ANDERS und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind“ ans Herz gelegt. Jonas Jonasson lässt seine Romanhelden mal wieder durch Schweden fahren und die Welt um sie herum explodieren und zeigt ganz nebenher, was Kirche kann.
Ich wünschen Ihnen einen gute Lesezeit auf Ihrem Klimasofa, wo immer Sie es aufbauen.
15. Juni 2022
Rational Handeln in einer Newskultur
Nachrichten, schlechte Nachrichten produzieren Aufmerksamkeit und das schafft Klicks und damit Werbekunden.
Und deshalb sind sie so gefragt in unsere Newskultur.
Die Welt geht mit viel Tamtam in die Klimakrise. Doch klimatische Kipppunkte, das Artensterben haben keine Abteilung für Öffentlichkeit. Diese Effekte sind natürliche Abläufe, die oft lautlos gesehen und wir werden mit diesen Folgen leben müssen. Oder auch nicht.
Mit hat es geholfen das Buch "DIE KUNST DES DIGITALEN LEBENS" von Rolf Dobelli zu lesen. Es hat mir klar gemacht, für die Prävention gibt es keine Klicks. Für die Häuser, die nicht abbrennen, für die Unfälle, die verhindert wurden, interessiert sich niemand.
Ich überlege immer wieder, wie ich meine Seite bekannter mache und erhalte immer wieder die Antwort „social media“. Doch Dobellis Bücher und Spiele überzeugen mich, dass es das für mich nicht sein wird. (Sie sind übrigens wesentlich leichter zu lesen, als die von David Kahneman.)
Klimaschutz braucht rationale Taten. Menschen, die bereit sind, tätig zu werden und dabei ihr Gehirn aktiv mit einzuschalten. Es braucht Menschen, die bereit sind Fehler zu machen, daraus zu lernen und darüber zu sprechen. Und weil Fehler machen oft nicht lustig ist, mache ich die lieber in einem geschützten Raum und nicht auf der großen Bühne.
Doch freue ich mich, wenn immer mehr Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, wie Dirk Steffens, überzeugen sagen, verantwortungsvoll zu leben, ist gar nicht schlimm, sondern macht Spaß und ist gesund.
Ja, finde ich auch. Und wer mag, dem stelle ich die Idee gerne vor, bei mir im Kiez oder in einer Videokonferenz.
Bei uns macht die evangelische Gemeinde im Gemeinderaum Berlin Wilhelmsruh -
Goethestraße 3, 13158 Berlin
am 27. April von 9-11 Uhr
ein Frauenfrühstück zum Thema: Umwelt und Klima.
"Yvonne Berlin", wird da sein. Sie ist Mitbegründerin der Christians for Future und Teil der Initiative und Parents4Future – Initiative Berlin.
Und ich bin sehr gespannt, was sich daraus ergibt.
24. April 2022
Intelligenter Einkaufszettel on #fire
Der „Intelligente Einkaufszettel“ beinhaltet Produkte, die „gut“ oder „sehr gut“ bei Stiftung Warentest und/oder Ökotest abgeschnitten haben. Das sind Produkte, die unabhängig vom Hersteller nach objektiven Kriterien untersucht wurden.
Diese Liste halte ich seit zwei Jahren aktuell, weil es mich überfordert, mir immer neue #giftige, #krebserregende, #hormonell wirkende oder sonst wie #schädliche Stoffe merken zu müssen.
Wenn die Produkte diesen Test bestanden haben, dann sind solche Inhaltsstoffe nicht mehr im Spiel. Und sie funktionieren! Sie erfüllen ihren Grundnutzen: schmecken, putzen, pflegen.
Wenn ich in ein Geschäft gehe, dann weiß ich, was ich brauche. Ich gehe in den Laden, weil ich ein bestimmtes Produkt möchte. So erspare ich mir das Entziffern der Zutatenliste und die Qual der Wahl vor einem riesigen Sortiment.
Doch ich habe auch ein schlechtes Gewissen, weil mir recht schnell klar geworden ist, mit diesen Produkten können die Handelsketten unmöglich ihre Mieten bezahlen. Die Produkte, die ich kaufe gehören nicht unbedingt zu den teuren im Sortiment. Oft sind es Eigenmarken. Was nicht heißt, dass alle Eigenmarken immer toll sind. Nein, aber zumindest einige sind oft „gut“ oder „sehr gut“. Mit dem Einkaufszettel erspare ich mir und der Umwelt nicht nur viele ungute Stoffe, ich spare Geld und schaffe mir Freiräume, um beispielsweise diesen Text zu schreiben. Doch damit mache ich nicht alle Menschen glücklich. Denn diese Produkte liefern erst auf den zweiten Blick Status und Abgrenzungspotential für den Lebensstil.
Nun überlege ich, den Zettel mal in der „#fire“ (Financial Independence, Retire Early) Bewegung vorzustellen. Wer sparsam lebt, um früh in Rente gehen zu können hat zumindest erkannt, dass ab einem bestimmten Wohlstandniveau Zeit die wirklich knappe Ressource in unserem Leben ist.
Wünschenswert wäre es, wenn der „Intelligente Einkaufszettel“ bekannt wird. Denn unsere Lebensqualität steigt, wenn es uns gelingt, #gesunde, #hochwertige Produkte zu kaufen, die zu uns und unserem Leben auf diesem Planeten passen. Im Klimaschutz ist es wichtig, Impulse wahr zunehmen und die zu nutzen, die hilfreich sind. Egal woher sie kommen. Wir kämpfen um unser Überleben und die Chancen, dass wir gewinnen, steigen, wenn immer mehr mitmachen.
1. März 2022
Neujahresgrüße für 2022
Seit zwei Jahren mache ich jetzt den „Intelligenten Einkaufszettel“ und sammle Produkte des täglichen Bedarfs, die bei Stiftung Warentest und Ökotest „gut“ oder „sehr gut“ abgeschnitten haben, in einer Tabelle. Das ergibt einen sehr schönen, bezahlbaren, privaten "Einkaufskorb". Der Zettel hat mein Einkaufsverhalten verändert und auch meinen Blick, wie auf die Produkte und ihre Qualität.
Doch mit der Zeit bin ich erneut dabei, meine Qualitätsanforderungen zu hinterfragen und zu überlegen, wie ich weiter optimieren kann. Warum ist mir Fairtrade bei Kaffee so wichtig und nicht bei anderen Produkten? Viel Gemüse wird unter unmenschlichen Bedingungen produziert. Schokolade wird von Kindern gemacht und trotzdem kaufe ich sie, obwohl ich das weiß. Und das schreiben die Testinstitute und testen dann trotzdem weiter die Produktqualität, wie sie bei uns ankommt. Ob wir diese Qualität akzeptieren überlassen sie uns. Das überfordert meine Willenskraft, oft, zu oft.
Tomatenprodukte habe ich dann dieses Jahr nicht auf den Zettel genommen. Zu schlecht waren mir die Produktionsbedingungen. Beim Kaffee fielen in einem Test fast alle Anbieter durch. Gemahlen blieb nur der Gepa Kaffee übrig. Bei den ganzen Bohnen kamen mehr Anbieter in Frage und ich habe dann doch alle aufgenommen, die „meinen“ Kriterien entsprachen, auch wenn sie nicht Fairtrade oder bio waren. Kaffee ist mir fast so wichtig wie Schokolade.
Dabei gibt es Produkte, die sind wirklich super - tiefgekühlte Erbsen beispielsweise. Kein anderer Test hatte bei Ökotest nur dunkelgrüne „sehr gut“ Noten. Recht unproblematisch ist übrigens auch die Wahl von Haferflocken und Hafermilch. Es ist also wirklich richtig guter „Stoff“ im Umlauf – muss nur gefunden und genutzt werden. Und es ist sogar gesund, das zu tun. Für Sie, für mich, für unsere Familien, den Freundeskreis, für das Gesundheitssystem, die Umwelt und ja, auch fürs Klima.
Das wären doch mal gute Vorsätze für 2022. Mehr Erbsen und mehr Haferflocken. Und nicht nachlassen beim Besser werden. Ich wünschen Ihnen ein frohes neues Jahr.
1. Januar 2022
climate-couching.com im Kino
Im Frühjahrslockdown habe ich an verschiedenen Hackathons teilgenommen und durfte viele digitale Werkzeuge kennenlernen. Deshalb habe ich mich entschieden, die Inhalte von climate-couching.com neu aufzubereiten und habe das Klimasofa ins Kino ausgeführt. Filme sind einfach leichter verständlich als Texte und es macht mehr Spaß, sich den Inhalte zu nähern.
Bislang gibt es vier Videos:
Herzlich Willkommen auf dem Klimasofa!
Was ist climate couching?
"Zu Fuß" Umfrage
„Wechselwäschekisten“
Ich wünsche allen viel Vergnügen mit dem Kinostart des Klimasofas.
14. Juni 2021
Intelligente Einkaufsliste Mai 2021
Es gibt Monate, da fällt mir das Erstellen der Intelligenten Einkaufsliste schwer. Der Mai 2021 gehört dazu. Eigentlich müsste es ganz einfach sein.
„Sehr gute“ und „gute“ Produkte von Stiftung Warentest und Ökotest nehmen und in eine Liste schreiben. Doch ehrlich, bei den Arbeitsbedingungen, unter denen unsere passierten Tomaten hergestellt werden, da verbietet es sich, diese Produkte zu kaufen.
Und es belastet mich, weil diese Diskussion bislang wirklich an mir abgeprallt ist, obwohl es sehr wohl Hinweise in meinem Umfeld gab. Die sind also schon mal nicht drin. Auch die frischen Spätzle, die mache ich mir mit meinen Eiern lieber selbst oder esse eben Nudeln ohne Eier.
Und dann gab es Produkte, auf die ich ohne Verlust verzichte, also auch kein Mundspülung, keine Feuchtigkeitsseren. Warentest hat jetzt auch Menstruationstassen, Tampons und Allzweckreiniger getestet. Es ergaben sich keine großen Änderungen zu Ökotest.
Wirklich neu sind deshalb nur die Festen Seifen und Deodorants sowie die veganen Burger-Pattis, sofern sie überhaupt noch auf dem Markt zu haben sind.
Zum Glück haben wir ja schon eine schöne Auswahl an Produkten. Dieser Monat zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, dass wir auf die Qualität schauen und dran bleiben, wenn es darum geht, unsere Einkaufentscheidungen verantwortungsvoller zu machen. Und ja, es wäre gut, wenn wir mehr wären, die das machen würden. Mir fehlt schon etwas der Austausch.
30. April 2021
Bewahrung der Schöpfung? Gebot zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen!
Als Christin habe ich das Gebot „Bewahrung der Schöpfung“ schon von Kindheit an verinnerlicht. In der Gemeindearbeit habe ich diesen Punkt jedoch sehr häufig vermisst. Und nicht nur diesen. Das hat dazu geführt, dass ich mich mehr als zwanzig Jahre aus der Gemeindearbeit herausgezogen habe.
Doch mit der Entscheidung, mein Kind auf eine konfessionelle Schule zu geben, ist damit Schluss. Die aktive Auseinandersetzung mit „meiner“ Kirche ist nun wieder notwendig. Nach meinem Verständnis kann ich nicht sagen, ich nutze ihre Strukturen, wenn ich mit dem Weltbild, das sie vertritt, nicht einverstanden bin. Und ja, es ist schön, wieder dabei zu sein. Nicht immer, aber sehr oft.
Durch diesen Teil meiner Arbeit lerne ich, dass mir die Formulierung „Bewahrung der Schöpfung“ für unsere heutige Situation nicht mehr angebracht erscheint. Sie wird unserer Lage schlicht nicht gerecht. Das Gebot „Bewahrung der Schöpfung“ ist in diesen Tagen vielmehr als ein Gebot zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen“ zu verstehen. Und ich bin überzeugt, dieser Kampf hätte viel Macht, wenn er aus den Gotteshäusern, Tempeln, Kirchen, Moscheen, … herausgetragen würden, dass lehrt mich meine Lebenserfahrung. Wie machtvoll friedliche Proteste sein können davon kann Berlin ein Lied singen.
Nur vergisst Berlin sehr häufig, dass diese Protestzüge, die weltweit für die friedliche Revolution stehen, aus Kirchen ausgezogen sind und in Kirchen Rückzugorte hatten. Es wird oft nicht erwähnt, dass dort die Diskussionen stattgefunden haben, die Menschen sich zeigen konnten und gesehen wurden. Solche Orte brauchen wir dringend wieder. Orte, die Regeln folgen, um Menschen in gute Bahnen leiten. In Bahnen, in denen sie konstruktiv, zielorientiert und rational arbeiten, in denen Austausch und Kritik möglich sind; in denen Respekt, Mut und Liebe und Hoffnung regieren. Diese Art zu arbeiten sollten wir umgehend wieder aufnehmen, damit wir die Aufgaben lösen, vor denen wir stehen.
Alle. Gemeinsam. Jetzt.
17. Jan. 2021
Mikroplastik sichtbar machen
Im Frühjahr 2019 habe ich hier im Blog das Thema Mikroplastik in Böden thematisiert. Damals wurde berichtet, dass sich in unseren Böden bis zu 20-mal mehr Mikroplastik befindet als im Meer.
Durch die Kindersendung logo bin ich nun auf Frau Dr. Katrin Schuhen gestoßen, die ein Verfahren entwickelt hat, das Mikroplasik in der Kläranlage erfasst.
Ich fände es schön, wenn das gelänge und wir dann nicht mehr so viel Plastik in unseren Lebensmitteln und im Trinkwasser finden würden.
Was können wir konkret als Verbraucher*innen tun? Den Druck auf die Politik erhöhen und intelligent einkaufen. Mittlerweile habe ich ein Webinar, das in einer Stunde erklärt, wie das geht. Das hilft übrigens auch, anderen Schad- und Giftstoffe konsequent aus dem privaten Einkaufswagen zu entfernen. Wenn Sie daran Interesse haben, freue ich mich über eine Nachricht von Ihnen.
Der Coronavirus und Kahneman
Die Art und Weise, wie wir mit dem Coronavirus umgehen zeigt, die meisten haben die Bedrohung, die von der Klimakrise und dem Artensterben ausgehen, nicht verstanden. Ich möchte an dieser Stelle deutlich machen, ich glaube nicht, dass dieser Virus ungefährlich ist.
Es überrascht mich nur die Bedeutung die wir ihr einräumen und welche Maßnahmen wir ergreifen, während wir anderen existenzielle Risiken schon seit langer Zeit erfolgreich verdrängen. Und dann findet sich doch eine mögliche Erklärung. Das ist das Phänomen für das Kahneman kurz nach der Jahrtausendwende seinen Nobelpreis in Ökonomie bekommen hat.
Seine Forschung zeigt, wir Menschen neigen dazu, alles andere als rationale Entscheidungen zu treffen. Wir machen nicht nur zufällig Fehler, nein, wir machen sie systematisch. Der Grund liegt in der Komplexität der Realität, die unser aller Denkvermögen ständig überfordert.
Kahneman hat sein Leben damit verbracht, solche Verzerrungen aufzuzeigen. Und seine Forschung hat gezeigt, das ist gar nicht so einfach. Und auch die Ergebnisse sind nicht wirklich leicht zu verstehen. Und vermutlich deshalb fällt es nicht nur Politer*innen so schwer, ihre Entscheidungen diesen Erkenntnissen anzupassen. Deshalb ist es gut, wenn solche Fehler für viele erlebbar werden.
Und dazu ist Corona gut. Denn der Umgang mit dem Coronavirus und die damit verbundene Hysterie im Vergleich zur Klimakrise zeigen deutliche Anzeichen solcher Verzerrungen.
So werden beispielsweise Dinge, über die viel berichtet wird, viel wichtiger genommen, als die, über die wenig berichtet wird. Würde sich jede Art, die ausstirbt auf Facebook abmelden und die Arten, die diese für ihrer Existenz brauchen, ihre Verlustängste twittern, dann würden wir das Artensterben und seine Bedeutung für unsere Existenzgrundlagen besser verstehen. Und vielleicht noch wirkungsvoller wären die Nachrichten der invasiven Arten, die die neue Bedrohungen für Land und Leute in ihre neuen Lebensräume beschreiben.
Wenn wir die Klimakrise ernst nehmen würden, dann würden wir uns freuen, dass die Menschen weniger fliegen. Dass sie lernen, Videokonferenzen zu akzeptieren. Dafür setzten sich Umweltverbände seit langen ein und der Staat finanziert diese Projekte. Schon deshalb sollte er nicht den Fehler machen, das Steuer wieder in die falsche Richtung zu ziehen. Vielmehr sollten wir aus dieser Situation lernen und bessere Entscheidungen für die Zukunft finden.
Und erstaunlicherweise geht plötzlich vieles, wovon bisher gesagt wurde, das ist undenkbar.
Wir werden in dieser Grillsaison vermutlich viel Gelegenheit bekommen Nudel- und Reissalat zu essen. Und dann können wir feststellen, dass sind also Verzerrungen. Hätte ich gar nicht geglaubt, dass so etwas von so was kommt. Und es sind eben diese Verzerrungen, die erklären, warum wir so viele Fehler machen, warum wir impulsiv Geld ausgeben, den falschen Menschen vertrauen, den Standpunkt einer anderen Person nicht verstehen und Versuchungen nachgehen und falsche Prioritäten setzen, langfristige Gefahren eher unter- und kurzfristige überschätzen.
Und wenn wir intelligent sind, werden wir das ändern, indem wir unsere Rahmenbedingungen besser an unsere beschränkten Fähigkeiten anpassen. Wir brauchen Rahmenbedingungen, die rationale Entscheidungen unterstützen. Auch deshalb heißt diese Seite climate couching.
Wir sind nämlich nicht besonders gut darin, unsere eigenen Fehler zu sehen. Deshalb ist es hilfreich, wenn wir uns gegenseitig unterstützen also coachen. Gerne auch per Video vom Sofa aus also couchen.
Wie schaffen wir es, tendenziell, die bessere Wahl zu treffen und nicht immer die, die uns und unsere Lebensgrundlage am meisten gefährdet?
Ich hätte da schon ein paar Vorschläge (z.B. die Systematik von climate couching, Intelligentes Einkaufen oder den "zu Fuß" Anteil). Wir können gerne eine Videokonferenz dazu machen. Bitte schicken Sie mir eine Mail, wenn Sie Interesse haben.
27. März 2020
Wenn Klimaschutz so wichtig ist, warum tun wir dann so wenig dafür?
Dritter Versuch der Erklärung.
Lange Jahre war das politische Bemühen, um das Verhalten von Menschen zu verändern, darauf ausgelegt, dass wir Menschen uns verändern. Doch das werden wir nicht (siehe bis 12.08.19 "Unser Gehirn im Zwiespalt - Zwischen Intuition und Logik", Zusammenfassung am Min. 50:25).
Wir Menschen sind, wie wir sind. Wir machen Fehler.
Diese Fehler sind nicht zufällig, sondern systematisch. Für diese Erkenntnis hat Kahneman 2002 den Nobelpreis bekommen.
Doch was hilft?
Wir haben deutlich bessere Kartenn, den Klimawandel aufzuhalten, wenn es uns gelingt, unser Umfeld so zu gestalten, dass es klimaverträgliches Handeln unterstützt.
Wenn ich entschieden habe, keine Schokolade mehr zu essen, dann versuche ich ja auch, möglichst wenig an Schokolade zu denken und lege sie mir nicht ganz vorne in den Kühlschrank. Da habe ich dann vielleicht Obst oder Joghurt liegen.
Mit dem CO2 ist es ähnlich. Mir hat es geholfen, mir erst einmal einen Überblick über meine CO2 Bilanz zu verschaffen, zu verstehen, welche Entscheidung viel CO2 freisetzt und welche weniger. Wo ist es aufwendiger, CO2 freundliche Alternativen zu finden und wo ist sehr leicht?
Das Ergebnis ist die Systematik des Klimasofas.
Und weil es hilfreich ist, sich bei der Verfolgung eines Ziels auszutauschen, heißt es auch climate couching.
Wer Interesse hat zu erfahren, wie das konkret für mich und meine Familie funktioniert und wie meine Erfahrungen damit aussehen, der lade mich auf einen Kaffee in Berlin Wilhelsmruh ein.
Oder wir finden einen anderen Weg zueinander.
Hilfreich ist es, wenn alle mitmachen und das möglichst wirkungsvoll. Das sind wir unseren Kindern schuldig und uns selbst.
09.08.2019
Mikrokredite für die Länder des Südens – klimafreundliche Geldanlagen
Geld regiert die Welt – das wollen die meisten gar nicht, unterstützen es aber oft unfreiwillig. Eine der wichtigsten Hebel die Welt zu steuern oder zu ändern sind Geldanlagen. Die meisten Menschen wollen mit ihren Geldanlagen etwas vernünftiges, z.B. Rücklagen bilden fürs Alter, oder für ihre Kinder. Wer Geld in Aktien, Unternehmensanleihen oder entsprechenden Fonds anlegt nimmt in Kauf dass dadurch enorme Klimaschäden entstehen können.
Eine Anlage von 10.000 Euro kann z.B. mit 5 Tonnen Kohlendioxid zu Buche schlagen. Selbst nachhaltige Fonds ethisch-ökologischer Ausrichtung weisen oft eine sogar schlechtere Klimabilanz auf als manche konventionelle Fonds.
Eine oft übersehene Alternative sind Mikrokredite in den Ländern des Südens. Die Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern brauchen vor allem eine Perspektive für ein menschenwürdiges Leben für sich und ihre Kinder. Mikrokredite können dafür eine entscheidende Hilfe sein. Sie bedeuten Mittel um z.B. Brunnen zu bauen, Saatgut zu kaufen, Webstühle, Solaranlagen oder Transportmittel zu finanzieren. Die ganz überwiegend durch Landwirtschaft und Handarbeit geprägten Produktionsweisen im Süden führen im Gegensatz zu industriellen Methoden zu einer nachhaltigen Minderung der Klimabelastung - das beginnt schon mit der Umstellung auf moderne Kochherde. Genossenschaften wie Oikocredit vergeben seit Jahrzehnten Kredite an meist an kleine Kooperativen, ganz überwiegend Frauen, und vermeiden Zahlungen über häufig korrupte Regierungen. Die Kreditnehmer zahlen nicht nur Zinsen, sondern die Schulden zu weit über 95% zurück. Kommerzielle Banken können von solchen Quoten nur träumen, und belasten die Geldgeber mit entsprechenden Kosten. Rückzahlquoten von häufig über 99% sind möglich weil die Kreditnehmer von landeskundigen Spezialisten unterstützt und beraten werden bei Projekten, welche nicht nur sozial sondern auch ökonomisch nachhaltig sind. Daher sind solche Anlagen auch wertbeständiger als viele kommerzielle Anlagen, bei Oikocredit ist der Wert der Anteile seit über 30 Jahren gleich geblieben, und die Anleger haben in den meisten Jahren 2 % Dividenden pro Jahr erhalten.
Wir haben selber gute Erfahrungen mit solchen Anlagen gemacht. Als wir vor etwa 30 Jahren geerbte Beträge anlegen wollten haben wir außer Oikocredit auch ein paar nachhaltige („grüne“) Aktienfonds gewählt. Mit den Aktienfonds haben wir viel Geld verloren. Von Oikocredit gab es dagegen die ganzen Jahre 2% Dividende (nur dreimal 1%). Es war für uns nicht nur die sinnvollste, sondern auch die finanziell sicherste Anlage. Vor ein paar Jahren mussten wir krankheitshalber ein behindertengerechtes Haus bauen, und benötigten von Oikocredit über hundertausend Euro zurück – sie wurden anstandslos ausbezahlt.
12.06.2019
Menschen und Intelligenz und Rationalität
Die menschliche Intelligenz hat weniger mit Rationalität zu tun, als wir uns das bis Ende des letzten Jahrtausends vorgestellt haben.
Um die Jahrtausendwende herum waren die Geisteswissenschaften so weit, dass sie nachweisen konnten, was wir aus unserem Alltagsleben längst wissen, wenn wir uns Zeit nehmen, unsere Entscheidungen nachträglich zu überdenken.
Die Realität ist viel zu komplex, als dass wir sie vollständig erfassen könnten.
Keiner versteht die AGBs von Amazon und die des Telefonanbieters und die Gebrauchsanleitung des Smartphones und das Miet- und das Arbeitsrecht und das Rezept für ein gutes Sauerteigbrot,... ohne Zeit dafür investiert zu haben, mehr oder weniger. Deshalb verlassen wir uns alle in vielen Bereichen erst mal auf unser Bauchgefühl.
Wer mehr dazu wissen möchte, nehme sich Zeit für Daniel Kahneman und Amos Tversky, die mit sehr viel Freude am Forschen genau das herausgefunden haben und uns darauf aufmerksam machen, zu welchen Fehlern wir alle, auch sie selbst, immer neigen. Bislang sind wir ganz gut damit zur Recht gekommen. Doch bislang hatten wir es auch noch nicht geschafft, dass Klima in so großem Umfang zu beeinflussen und so viele Arten auszurotten und damit unsere Lebensgrundlagen in einem so großen Ausmaß zu zerstören.
Doch wir haben es bisher nicht geschafft, die Lehre aus diesen Erkenntnissen zu ziehen. Im Gegenteil.
Die Vorteile, die sich aus diesem Wissen ableiten lassen, genießen derzeit meist kommerzielle Nutzer, die diese menschliche Fehlerquellen für sich nutzen und uns Sachen verkaufen, die nicht gut für uns, unsere Miteinander, unsere Umwelt sind, eine schlechte Qualität haben und meist deutlich überteuert sind. Die Produktionsketten sind zu lang, zu intransparent als das Verbraucher sie überschauen könnten.
Es wird Zeit, dass wir uns dafür stark machen, dass sich das ändert. Wie schaffen wir es, rationaler zu entscheiden? Wie schaffen wir es, künstliche Intelligenz intelligent mit menschlicher zu kombinieren?
Intelligent wäre es, wenn es uns gelänge, dass die künstliche Intelligenz uns darauf aufmerksam macht, wenn wir nicht rationale Entscheidungen treffen. Schön wäre eine App, die uns darauf aufmerksam macht, wenn wir eine Entscheidung fällen, die mit vielen CO2 Emissionen verbunden ist. Oder ein Produkt kaufen, das uns mit hoher Wahrscheinlichkeit schädigt.
Wenn wir rational entscheiden würden, dann hätten Influencer und andere Marketingwerkzeuge keine Möglichkeit mehr, uns Produkte schmackhaft zu machen, die nicht halten, was die Werbebotschaft verspricht. Denn in unseren Rationalitätslücke überleben schlechte Produkte mit Hilfe exzellenter Marketingstrategien auf dem Markt.
Eigentlich hat Deutschland mit der Stiftung Warentest. und Ökotest zwei Testeinrichtungen, die das immer wieder aufdecken. Sie geben Hinweise, was überhaupt ein gutes Produkte ausmachen könnte und warnen, wenn giftige Inhaltsstoffe gefunden wurden. Doch leider nutzten nicht genug Menschen diesen Service, um wirklich eine Veränderung am Markt zu erreichen. Und leider sind die Ergebnisse zu unterschiedlich, als dass sich ein Muster für das schnelle Denken (Kahneman). von selbst entwickeln würde.
Das liegt daran, dass die Ergebnisse von Produkt zu Produkt schwanken. So kann es sein, dass auch mal ein teures Markenprodukt Testsieger eines verlässlichen Tests wird. Es kann aber auch sein, dass die Handelsmarken oder die Biomarken vorne liegen. Wären wir rationale EntscheiderInnen, würden wir uns vor jedem Einkauf schlau machen, einen unabhängigen Test zu Rate ziehen, um dann zu entscheiden. Nach einiger Zeit, hätten wir ein gutes, wenn auch nicht untrügliches Gefühl dafür, was eine gutes Produkt ausmacht. Wir würden zumindest tendenziell nicht mehr auf bezahlte Test- und Gütesiegel hereinfallen. Und wir würden Hersteller und Händler dazu drängen, wirklich auf Qualität zu achten.
Wie weit sind wir von einem so rationalen, intelligenten und kundenfreundlichen Einsatz von künstlicher Intelligenz entfernt Herr Stellpflug – nur Wochen oder Lichtjahre?
30.05.2019
Geld regiert die Welt
Wie weit sind wir von einem so rationalen, intelligenten und kundenfreundlichen Einsatz von künstlicher Intelligenz entfernt – nur Wochen oder Lichtjahre?
Das weiß ich nicht, denn ich bin kein Experte für künstliche Intelligenz. Mehr könnte ich nicht dazu sagen, wenn ich nicht bezweifeln würde, das künstliche Intelligenz Verbraucher zu rationalem, intelligentem, klima- und menschenfreundlichem Verhalten anleiten würde. Aber das wird auch die künstliche Intelligenz nicht schaffen. Ebenso wenig wie all die anderen Instrumente, die Verbrauchern ja schon heute und seit Langem zur Verfügung stehen.
Gab es in der Zeit des aufkommenden Wirtschaftswunders in den 1960er Jahren lediglich die Informationen und die Werbung der Hersteller, bildeten sich schon bald Verbraucherschutz- und Testorganisationen, die neben den vielen unseriösen Labelvermarktern heute zuverlässige Informationen bereitstellten. Die sind in vielen Bereichen inzwischen sogar überflüssig, weil es vertrauenswürdige Siegel wie "bio" oder "Fair-Trade" gibt. Bei Lebensmitteln beispielsweise würde die Beachtung von fünf einfachen Regeln Verbraucher zu klima-, umwelt- und gesundheitsbewussten Konsumenten machen: regional, saisonal, bio, fair und möglichst wenig verarbeitet, mit möglichst wenigen Zusatzstoffen.
Das Bewusstsein für die Probleme ist heute in der Breite vorhanden – und auch das Wissen um die Lösungswege. Fragt man heute Verbraucher, ob sie bereit sind, für Fleisch aus artgerechter Tierhaltung mit dem Bio-Label einen Aufpreis zu bezahlen, findet man breite Zustimmung. Doch Bio-Fleisch hat einen Marktanteil von unter zwei Prozent. Denn tatsächlich gekauft wird das Billigfleisch beim Discounter oder im Supermarkt, das aus einer Massentierhaltung stammt, die jeden Appetit verderben müsste.
Auch sind die Verbraucher selbstverständlich gegen Kinderarbeit und für gerechte Löhne. Doch Lidl musste seinen Plan aufgeben, nur noch fair gehandelte Bananen zu verkaufen, weil die Kunden zu Aldi abwanderten, wo unfair angebaute Bananen pro Kilo zehn bis 20 Cent (!) billiger waren. Denn gerade einmal 18 Euro pro Jahr (!) gaben die Verbraucher 2017 im Schnitt für fair gehandelte Lebensmittel und Handwerksprodukte aus. Selbst beim Vorzeigeprodukt Kaffee liegt der Fair-Trade-Anteil bei minimalen 4,5 Prozent. Als Tierversuche in der Kosmetik noch erlaubt waren, standen tierversuchsfreie Shampoos, Cremes und Lippenstifte in Meinungsumfragen ganz oben auf der Liste. Tatsächlich ist tierversuchsfreie Kosmetik jedoch nie über einen Marktanteil von 0,01 Prozent hinausgekommen.
Das Ergebnis der Europawahl lässt vermuten und hoffen, dass das Thema Klimaschutz inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Die CO2 Emissionen des Autoverkehrs sind in den vergangenen Jahren dennoch gestiegen, weil mit tonnenschweren SUVs immer mehr und selbst kürzeste Wege gefahren werden. Zukünftig vielleicht mit einem Elektro-SUV. Doch die Lösung für die Klimaprobleme durch den Autoverkehr – auch das ist längst bekannt – sind nicht neue Technologien wie Elektroautos, sondern Fahrräder, öffentlicher Nahverkehr und die Bahn. Die helfen auch gegen Autolärm, Feinstaub und immer neue Autobahnen.
Ohne Zweifel gibt es eine Minderheit von Verbrauchern, die sich rational und intelligent verhält und durch ihr Verhalten gesellschaftliche Entwicklungen angestoßen und vorangebracht hat. Auch ohne künstliche Intelligenz.
Auch der große Rest verhält sich rational und intelligent. Allerdings im Sinne einer Erkenntnis, die Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg 1649 - 1691) zugeschrieben wird: Geld regiert die Welt. Dieses Wissen aus einer Zeit lange vor Erfindung der künstlichen Intelligenz sollten wir für den Weg in eine nachhaltige Zukunft nutzen. Machen wir Verhalten, das nicht nachhaltig ist, unbezahlbar. Denn es kommt uns und nachfolgende Generationen teuer zu stehen.
01.06.2019
Aussagen, die mich bei der Klimadiskussion ärgern.
Wenn ein hochrangiger Vertreter des PIK im heute journal auf die Frage "Was können wir Verbraucher für das Klima tun?", antwortet, "Weniger Fleisch essen."
Warum?
Allein der Flug Berlin – London und zurück verursacht mehr CO2, als der durchschnittliche jährlicher Fleischkonsum eines Bundesbürgers (2008). Wir können durch unsere Essen schlicht nicht so viele Emissionen verursachen, wie beispielsweise durch unser Reiseverhalten. Hinzu kommt, alle tierischen Lebensmittel haben eine relativ ungünstige Emissionsbilanz, also auch Butter, Käse und Milch. Der Rat ist vielleicht nett gemeint, aber sehr unsinnig und verursacht maximal ein schlechtes Gewissen, das nicht zielführend ist, weil es die Menschen nicht ins intelligente Handeln bringt.
Volkswirtschaftlich mag die Fleischproduktion in der Emissionsbilanz von Deutschland eine Rolle spielen. Dann wäre der Adressat dieses Aufrufs die Politik, die sich für eine andere Produktionsweise stark machen müssten. Das würde viele Probleme in der Tierhaltung mit lösen, was sehr begrüßenswert wäre.
In der privaten Emissionsbilanz, um die es bei der Frage ging, spielt der Fleischkonsum, gerade bei gut verdienenden Menschen, die auf eine gesunde Ernährung achten, eine sehr untergeordnete Rolle. Ihre Emissionsschwerpunkte liegen eher beim Reiseverhalten, der Geldanlage oder dem energetischen Sanierungsbedarfs ihres Wohnraums.
Diese Antwort macht vielmehr deutlich, dass auch hochgebildete Menschen, die sich intensiv mit dem Klimawandel beschäftigen, offenbar kein Gefühl für ihre eigenen Emissionen haben. Entweder haben sie die Datenlagen bei solchen Aussagen vergessen oder sie haben sie sich noch nie bewusst gemacht. Aber wer, wenn nicht sie, ist dann in der Lage, den Menschen diese Informationen geben?
Wir sollten das ändern, damit wir intelligente Lösungen im privaten Bereich finden und umsetzten. Herzlich willkommen auf dem Klimasofa.
25.04.2019
Wenn Klimaschutz so wichtig ist, warum tun wir dann so wenig dafür?
Zweiter, kürzere Versuch der Erklärung.
Wir sind einseits zu ungeübt darin, unsere Lebensgrundlagen zu erhalten, weil wir sie bislang als unerschöpflich erlebt haben. Und nun können wir uns schlicht nicht vorstellen, wie groß die Probleme sind, denen wir gegenüber stehen.
Uns ist meist gar nicht bekannt, wie wirkungsvoll und zerstörerisch wir täglich unterwegs sind. Das fängt bei den Reinigungsmitteln an und hört bei der Reiseplanung oder den Geldanlagemöglichkeiten nicht auf.
Und wir tun kollektiv so, als wären wir nicht dafür verantwortlich.
Dass sollten wir schnellstens ändern.
21.04.2019
Wenn Klimaschutz so wichtig ist, warum tun wir dann so wenig dafür?
Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, weil es viele Antworten dafür gibt. Hier kommt eine Antwort aus den Sozialwissenschaften, die mir sehr plausibel erscheint.
Der Statistiker Kahneman hat sich mit der Frage beschäftigt, wie wir uns behelfen, wenn wir für eine Entscheidung zu wenige Daten haben. Die Antwort ist plausibel, wir behelfen uns mit Faustregeln, sogenannten Entscheidungsheuristiken.
Eine Form davon sind Verfügbarkeitsheuristiken. Diese beruhen darauf, dass in unsere Entscheidungsfindung nur solche Informationen einbezogen werden, die wir uns angeeignet bzw. die wir persönliche erfahren haben, sprich auf die wir aktiv, mit wenig Aufwand zurück greifen können.
Somit ist die Frage leicht beantwortet, je weniger wir vom Klimawandel wissen und was wir damit zu tun haben, umso weniger wird dieser bei unserer Entscheidungsfindung eine Rolle spielen.
Was wissen Sie vom Klimawandel? Wann haben Sie sich je mit Ihrem persönlichen CO2 Fußabdruck beschäftigt? Wer bietet dazu verlässliche, gut verständliche Informationen an? Wie oft haben Sie sich bisher über dieses Thema mit anderen ausgetauscht? Wie gut kann dann also ihre Entscheidungsfindung in diesem Bereich sein?
Solange wir also nicht damit anfangen, uns über den privaten Klimaschutz schlau zu machen, so lange werden wir gut im backen, grillen oder Auto fahren sein, aber eben nicht im Klimaschutz. Und schon gar nicht im privaten Bereich. So werden wir keine Lösungen für die Probleme finden, für die unsere Kinder derzeit freitags demonstrieren gehen. Und der Umstand, dass sie es tun, zeigt, Klimaschutz ist wichtig.
Wir haben also zu wenige Informationen, zum Thema Klimaschutz und erst recht zum Thema, was können wir tun, um Klimaschutz intelligent zu gestalten. Warum sagt unser Gehirn dann nicht einfach, diese Frage kann ich nicht beantworten, dafür fehlen mir die Informationen? Genau das tut es nicht. Kahnemans Forschung zeigt, dass es genau das nicht tut. Es löst das Problem, indem es eine schwere nicht zu beantwortende Frage, durch eine einfachere ersetzt. War die Frage vorher: Wie sieht die klimafreundliche Entscheidung aus, heißt die neue vielleicht: welche Entscheidung würde mir gefallen?
Die Forschungsergebnisse von Daniel Kahneman. und Amos Tverky machen deutlich, dass wir in allen Lebenslaugen Gefahr laufen systematischen Fehlurteilen aufzusitzen, weil unsere Informationsblase schlicht zu klein ist für rationale Entscheidungen. Wir verfügen also nicht nur objektiv über zu wenig geeignete Informationen, wir merken es u.U. noch nicht einmal. Eine Schlussfolgerung könnte also sein, wir brauchen belastbare, verständliche Informationen, um unseren Lebensstil klimafreunlich umzubauen. Und wir brauchen sie so, dass wir leicht darauf zugreifen können. Und wir brauchen wirksame Kontrollen, die uns auf Fehler, die wir selbst übersehen, aufmerksam machen.
Wir sollten sensibel dafür werden, ob die Informationen, die wir haben, verlässlich sind und ob wir sie richtig gewichten.
So mag der Fleischkonsum volkswirtschaftlich betrachtet ein wichtiger Faktor beim Klimaschutz sein, in Ihrer persönlichen Bilanz kann er jedoch sehr unwichtig sein, wenn Sie in anderen Bereichen viele Emissionen verursachen. Die Ernährung ist deshalb im DELUXE Paket, weil Sie mit dem Essen schlicht nicht annährend so viele Emissionen verursachen können, wie mit Ihrer Geldanlage oder ihrem Urlaubsverhalten. Deshalb finden Sie klimafreundlichen Anregungen zu diesen Themen im BASIC Paket.
Noch viel bemerkenswerten finde ich jedoch, dass Kahneman, der für seine umfangreiche Forschung einen Nobelpreis bekommen hat, am Ende seiner Forschungskarriere zu dem Ergebnis kommt, dass ihm sein Wissen bei seiner persönlichen Entscheidungsfindung nicht weiterhilft. Vielmehr macht er deutlich, dass wir viel besser darin sind, die Fehler der anderen zu erkennen, als unsere eigenen.
Was sollten wir daraus lernen?
Wir sollten uns selbst um Informationen zum Thema Klimaschutz kümmern und diese in unsere Entscheidungen, möglichst intelligent integrieren. Klimaschutz alleine kann Spaß machen, bringt aber nichts. Wir sollten uns schon deshalb zusammenschließen, Gruppen finden, die uns bei unserem Vorhaben, klimafreundlich leben, aktiv unterstützen. Mit uns die neuesten Erfahrungen diskutieren, uns bei der Entscheidungsfindung helfen, unseren Rat einholen und uns mit gutem Rat zur Seite stehen. So können wir uns gegenseitig weiterbringen. Das ist wie im Sportverein, gemeinsam läuft es.
Ein weiterer Aspekt, der für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Bestand spricht, ist, dass die Informationen darüber, was wir konkret tun können, in sehr private Entscheidungen eingreift. Wo verbringen Sie Ihren Urlaub, wo legen Sie Ihr Geld an, wie gut saniert ist Ihr Haus/Ihre Wohnung und welchen Stromanbieter haben Sie? Wer ist berechtigt Ihnen diese Fragen zu stellen? Und wer sollte das freiwillig tun? Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, die Menschen reißen sich.nicht sich um solche Gespräche. Und doch ist es notwendig, wenn wir den Klimawandel intelligent in den Griff bekommen wollen.
Das Klimasofa bietet Ihnen konkrete Ansatzpunkte, wie Sie für sich und mit Ihren Freunden, Ihrer Familie, Ihrer Gemeinde, Ihrem Verein eine eigene Agenda schreiben können, damit das Thema Klimaschutz immer wieder ganz vorne bei Ihren Entscheidungen landet. Da wo das Thema hingehört. Und es bietet hoffentlich Ansatzpunkte, die Sie dabei unterstützt, wirklich wirkungsvolle Maßnahmen zu treffen.
20.04.2019
Wir leben in Kreisläufen, dass sollten wir uns klar machen!
Durch unsere Lebensweise, in der wir nur noch selten selbst herstellen was wir essen, sondern genießen, jederzeit alles günstig kaufen können, vergessen und verlernen wir, wie wichtig die Stoffkreisläufe um uns herum sind.
Und das hat seinen Preis. Denn wir vermischen sie sehr stark. Es gibt natürliche und künstliche bzw. technischen Kreisläufe. Und es wäre besser für uns, wenn wir diese strikter voneinander getrennt halten würden.
Bayreuther Forscher haben jetzt nachgewiesen, dass sich in unseren Böden bis zu 20-mal mehr Mikroplastik befindet als im Meer. Und sie haben festgestellt: Über die Nahrungskette kommt der Müll auch im menschlichen Körper an.
Es ist Zeit, dass wir uns Gedanken darüber machen, wie wir es schaffen, unsere Produkte in geschlossenen Kreisläufen zu führen. Auch das ist Klimaschutz. Beim climate couching würde ich das unter den Punkt Konsum packen.
Ich habe dafür auch keine schnelle Lösung, aber es macht mich wütend, wie sorglos wir unsere Lebensgrundlage zu Grunde richten. Das es Probleme gibt, wenn Lebensmittel verpackt in die Biogasanlagen kommen und danach einfach so auf Felder verteilt werden, ist klar. Deshalb ist es unfassbar, dass es bei uns offenbar erlaubt ist, dass dieser Materialmix zerkleinert einfach als Kompost auf unseren Feldern und damit in unserem Essen und unseren Körpern und der unserer Kinder landet. Ich kann nicht glauben, dass wir erst jetzt, da Menschen alleine bei einem Stuhlgang 200 Mikroplastikteile, bestehend aus Verpackungskunststoffen, ausscheiden, malwieder davon hören.
Und wer Lust hat, sich über Kreisläufe und intelligenten Konsum Gedanken zu machen, dem kann ich zwei zero waste Workshops anbieten:
• zero waste Kindergeburtstage
• zero waste Snacks.
Wenn sich eine Gruppe findet, suchen wir uns einen Raum und legen einfach los.
25.03.2019
Visionen von Frauen für nachhaltige Mobilität
Podiumsdiskussion mit dänischen und deutschen Expertinnen
28.03.2019 um 19 Uhr
Nordische Botschaften Dänemark, Felleshus